Thema des Monats MÄRZ

Züchten? - Ja! - Aber um welchen Preis?

Bruno

Mit Ridgebacks bereits als Kind konfrontiert, wünschte ich mir nichts weiter, als einen eigenen Hund dieser faszinierenden Rasse zu haben - ohne überhaupt einen Gedanken daran zu verschwenden, jemals züchten zu wollen. Nachdem Penny gestorben war, bekam ich Ix von Herrn von Geibler geschenkt. Sie war mit ihren 58 cm zu klein und hatte bereits den erlaubten Probewurf bei Herrn von Geibler hinter sich, als sie mich endgültig adoptierte. Ich wusste also von vornherein: Zucht - nein Danke. Dann wurde im Zwinger "Makaranga" die damals 15 Monate alte Lulu trächtig. Sie bekam 5 Welpen - diese erhielten zunächst keinen Abstammungsnachweis, da Lulu noch nicht gekört war. Trotzdem nahm ich aus diesem Wurf "Dusty" zu mir - ohne einen Gedanken an Zucht.

Als Dusty ca. ein Jahr alt war, hatte Lulu alle erforderlichen Qualifikationsnachweise und bestand auch die Zuchtzulassungsprüfung. Nachträglich erhielt ich für Dusty den Abstammungsnachweis. Da sich Dusty inzwischen zu einer schönen Hündin entwickelt hatte, besuchte ich auf Anraten ihrer Züchterin einige Ausstellungen - mit Erfolg. Nun bekam die Sache eine gewisse Eigendynamik. Röntgen, Körung mit Wesenstest usw. - Das alles hatte ich jetzt schriftlich, aber wie sollte ich züchten, ich hatte ja kein Grundstück und war außerdem berufstätig.
Dann schlug das Schicksal zu. Ich wurde krank, die Diagnose lautete Krebs. Das war im Jahr 1987. Nun wollte ich mir doch gern einen letzten Wunsch erfüllen und es einmal erleben, Welpen aufzuziehen. Ich bat meine Eltern darum, mir dazu ihr Grundstück zur Verfügung zu stellen und sie willigten gern ein. Alles weitere erfolgte in Absprache mit meinen behandelnden Ärzten, denn das Timing musste ja stimmen. Immerhin standen mehrere Operationen und Chemotherapien an.

 Es lief alles nach Plan: Dusty wurde trächtig, der Wurf kam und ich hatte damit zu tun, mich um Hündin und Welpen zu kümmern. 

Zwischen füttern, spielen und Häufchen beseitigen, fand ich keine Zeit, über meine eigene Situation nachzudenken - ich wurde (deshalb ?) gesund. Dies war ziemlich genau vor 15 Jahren. In der Zeit zwischen 1987 und 1995 fielen dann 5 Würfe mit meinen beiden Hündinnen Dusty und Balou. Immer hatte ich großes Glück und alles ging glatt.
Heute stehe ich dem Thema Zucht etwas kritischer gegenüber. Es gehört wirklich sehr viel Glück dazu, solch einen Wurf mit allem Drum und Dran optimal abzuwickeln. Ich habe in den vielen Jahren, in denen ich mich mit Ridgebacks beschäftige, sehr viel erlebt. Rüden haben nicht gedeckt, Hündinnen sind nicht trächtig geworden, "Züchter" haben sich über alle Reglements hinweggesetzt und "es" ist einfach passiert, Züchter haben fast den ganzen Wurf samt Hündin verloren, Züchter mussten miterleben, wie die von ihnen in die Welt gesetzten Hunde eingeschläfert wurden, weil die Besitzer schlichtweg überfordert waren usw. 

Wenn sich jemand einen Welpen mit dem Gedanken anschafft, damit züchten zu wollen, kann dies nicht der richtige Weg sein. Was ist der Hund noch wert, wenn er sich nicht entsprechend entwickelt? Züchter, die jemandem einen Zuchthund versprechen, halte ich für unseriös, denn niemand kann vorhersagen, ob sich aus dem Welpen wirklich ein erfolgreicher Zuchthund entwickelt. Außerdem sollte man sich selbst fragen, ob man wirklich die richtigen Voraussetzungen hat, um einen Wurf großzuziehen. Habe ich einen Hund, der wirklich für die Zucht geeignet ist, habe ich die Zeit, habe ich den Platz, habe ich nötigenfalls das Geld, um planmäßige und unvorhersehbare Tierarztkosten abdecken zu können, habe ich wirklich die richtigen Interessenten, habe ich die Möglichkeit ggf. später einen Hund wieder zurückzunehmen, habe ich mir theoretisch und praktisch ein fundiertes Wissen erarbeitet, habe ich vielleicht sogar erfahrenen Züchtern einmal über die Schulter schauen können, kann und will ich mich auch später noch für die von mir gezüchteten Hunde verantwortlich fühlen ....??? 

Es bedarf wirklich eines großen Know-hows und einer gehörigen Portion Glück. Die Einstellung "es wird schon irgendwie gehen" ist hier fehl am Platze und auch der reine Idealismus reicht bei weitem nicht aus, was leider immer mehr Ridgebacks und Ridgeback-Mischlinge in Tierheimen und Notvermittlungsstellen bezeugen könnten. Manchmal ist weniger eben mehr.

zurück zu News

Copyright (C) 2001 Petra Stracke. Alle Rechte vorbehalten.